Kutschera verweist auf die beiden Kapitel ,,The Meaning of Beauty`` und ,,Symbol Situations``. Diese werde ich kurz zusammenfassen und dann auf Kutscheras Kritik eingehen.
In ,,The Meaning of Meaning`` beschäftigen sich Ogden und Richards mit dem Zusammenhang von Aussagen, gedanklichen Vorgängen, Symbolen und deren Referenten. Sie führen den Symbolismus als Wissenschaft, die die Basis für alle Kommunikation darstellt, ein. Laut dieser Theorie ersetzt eine Definition Symbole durch besser zugängliche Referenten und ihre Beziehung zu den Symbolen.
Im 7. Kapitel, ,,The Meaning of Beauty``, wenden sie diese Art der Definition auf den schwierigen Begriff ,,Schönheit`` an. Sie teilen die Verwendung des Begriffs ,,Schönheit`` in 16 Bereiche und drei Gruppen auf. Die erste Gruppe ist die einfache Benennung: schön ist etwas, das die Eigenschaft Schönheit hat. Zweitens wird Schönheit für Effekte auf das Bewusstsein benutzt: schön ist etwas, das erfreulich, belebend, synästhetisch...wirkt. Schließlich gibt es komplexere Definitionen wie Imitation der Natur, Genialität, erwünschte soziale Effekte erzeugen etc. Aufgrund dieser Definitionen kann man abgeleitete Begriffe wie Hässlichkeit oder Kunst definieren. Allerdings kann jeder Begriff Bedeutungswandlungen durchlaufen, so dass Sachen, die als ,,schön`` bezeichnet werden, nicht immer im gleichen Sinne ,,schön`` sind.
Wörter können auf emotive und symbolische Weise gebraucht werden, also als Mittel, um bestimmte Gefühle zu erzeugen oder als Aussagen, um Wissen zu vermitteln. Bei Gedichten wird oft die emotive Ausdrucksweise benutzt, um beim Leser eine gewisse Geisteshaltung zu erzeugen. Allerdings ist es meist schwierig, die beiden Funktionen zu unterscheiden, weil sie oft verbunden werden. Wenn die Frage ,,Ist dieses im wissenschaftlichen Sinne wahr oder falsch`, relevant ist, wird eine Aussage symbolisch, ansonsten aber emotiv verwendet. Doch gibt es laut Ogden und Richards 2 Arten von Wahrheitswerten: solche im emotiven und solche im symbolischen Sinn. Wahrheit im emotiven Sinn kann man auf Kunstwerke anwenden, alternativ könnte man auch ,,überzeugend`` oder ,,schön`` sagen. Auch können die Wörter ,,wahr`` und ,,falsch`` evokativ benutzt werden, um Akzeptanz bzw. Ablehnung zu erzeugen.
Manchmal wird versucht, eine wissenschaftliche Tatsache emotiv zu verwenden, oder man redet über ein Gedicht als informativ - diese Vermischung der beiden Funktionen von Sprache ist aber unsinnig. Solange man diese Funktionen nicht verwechselt, stören sie einander nicht. Die Wissenschaft sollte nicht Gefühle hervorrufen wollen, und die Kunst sollte sich nicht um Wahrheit oder Wissen kümmern. Laut Ogden und Richards ist die Beschreibung und Ordnung der Haltungen, die durch die emotive Sprache der Kunst erweckt werden, die Aufgabe der Ästhetik, und die Bewertung sollte vorgenommen werden von ,,those best qualified to be judges by the range and delicacy of their experience and their freedom from irrelevant preoccupations``1.
Im Kapitel ,,Symbol Situations`` skizzieren die Autoren ihre ,,context theory of interpretation``2. Der Hörer hört Geräusche, interpretiert sie als Wörter beruhend auf früheren Erfahrungen und unabhängig von der Tonhöhe, Lautstärke oder Geschwindigkeit, und ordnet ihnen ein Zeichen zu. So kann man allerdings nur einfache Sprachen beschreiben, für komplexere Begriffe reicht diese Sprache nicht. Wenn man sie allerdings verwendet, um komplexe und abstrakte Begriffe zu definieren, wenn also nicht mehr alle Wörter durch direkte Erfahrungen referenzieren, dann kann man abstrakte Begriffe und Metaphern definieren.
Beim Hörer ist der Vorgang mit Einschränkungen genau umgekehrt. Das den Begriff referenzierende Wort ist weniger wichtig und in gewissen Grenzen kann ein anderes verwendet werden. Allerdings können solche Veränderungen ein Wort bedeutender für den Kontext machen, so dass es verwendet werden muss, oder der Kontext ändert sich. Aber Wörter sind nicht nur Symbole, sie geben auch Gefühlen, Stimmungen und Launen Ausdruck, wie auch Körpersprache, Tonhöhe etc.. Es ist wichtig, bei der Interpretation von Aussagen die beiden Ebenen nicht zu verwechseln.
Sprache hat verschiedene Funktionen bei der Kommunikation: 1. die genaue Symbolisierung des Begriffs, 2. die Haltung des Sprechers zum Hörer, 3. die Haltung des Sprechers zu den Referenten seiner Symbole, 4. die Intention des Sprechers, 5. die Haltung des Sprechers zur Aussage. Es ist schwierig, manche dieser Aspekte mit anderen Worten auszudrücken oder gar zu übersetzen. Auch ist die emotive Funktion und z. B. bei Gedichten der Klang und Rhythmus der Worte zu beachten.
Es gibt mehrere Symbole für eine Referenz. Auswahlkriterien sind dabei Akkuratheit, Angemessenheit sowohl zur Haltung des Sprechers zum Hörer als auch der Haltung zum Referenten, Verständlichkeit und Persönlichkeit (hinweisend auf die Stabilität des Referenten). In der Dichtung werden manche dieser Funktionen vernachlässigt zugunsten der emotiven Funktion des Gedichts. Beim Hören eines Gedichts ist der Klang der Wörter wichtig, aber die emotionalen Verbindungen sind wichtiger, zusammen mit den Gefühlen aufgrund von Assoziationen. Das Gleiche gilt auch für nonverbale Sprachen. Beim Betrachten eines Bildes oder beim Lesen eines Gedichts kann man 2 Haltungen einnehmen: Man kann es entweder als Stimulus ansehen und gefühlsmäßig auf sich wirken lassen, oder man kann dessen ,,Wörter`` interpretieren. Die erste ist nicht notwendig, und wird auch von vielen nicht vorgenommen. Damit ein Kunstwerk sein volles Potential entfaltet, muss man es aber interpretieren, allerdings sollte man persönliche Assoziationen sowie die Verwechslung der Beschreibung einer Situation mit dem Erzeugen einer Haltung ihr gegenüber vermeiden. Die Frage, wie Haltungen und Gefühle durch Worte und Kunstwerke erzeugt werden, sollte in der Psychologie untersucht werden.
Kutschera ignoriert die Symbolismustheorie von Ogden und Richards weitgehend, und betont deren Vorstellung von Ästhetik. Dabei ist der Ästhetik nur ein Kapitel gewidmet, und das auch nur, um die Definitionstheorie zu testen. Kutschera kritisiert, dass poetische Aussagen als keinen Wahrheitswert habend dargestellt werden, dabei unterscheiden die Autoren sogar zwischen wahr im emotiven und wahr im symbolischen Sinn. Über ästhetische Aussagen wird im Zusammenhang mit den zwei Funktionsweisen von Wörtern nichts gesagt - erst am Ende des Kapitels über Schönheit sagen Ogden und Richards, wer ästhetische Urteile treffen sollte, und zwar Kenner, die sich nicht mit anderen irrelevanten Dingen herumschlagen müssen.
Die Tatsache, dass Ogden und Richards in der Kunst keine symbolischen Ausdrücke und in der Wissenschaft keine emotive Ausdrucksweise zulassen wollen, kritisiert Kutschera mit Hinweis auf moralische Gedichte z. B. von Goethe. Auch wenn ein Gedicht den Anspruch erhebt, wahre Dinge auszudrücken, erzeugt es außerdem eine gewisse Stimmung. Auf die beiden verschiedenen Arten zur Wahrnehmung eines Kunstwerks, nämlich zum einen die stimulierende, die von Betrachtern oft übersprungen wird, und außerdem die interpretierende, geht er gar nicht ein, obwohl dies ein interessanter Ansatz ist. Auch der Vorschlag, dass die Psychologie untersuche, auf welche Art und Weise Kunstwerke Gefühle und Haltungen hervorrufen, geht er nicht ein, obwohl dies für die Ästhetik relevant sein könnte.