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Kritik

Ciompis Vorstellung der Affektlogik finde ich interessant, aber seine Vorstellung der Operatorwirkung der Affekte finde ich etwas zu schwammig formuliert. Auch hätten seine Erläuterungen ruhig etwas formaler sein können, da er seine Anregungen aus dem formalen Feld der Mathematik bezieht. Die Behauptung, die mathematische Logik würde auf einer bestimmten Stimmung innerhalb der Affektlogik beruhen, macht keinen Sinn, da damit ein Zirkel entsteht: die Affektlogik basiert auf der mathematischen Logik, die wiederum aus der Affektlogik entsteht - das ist wie das Henne-Ei-Problem.

Auch die Einbeziehung der Chaostheorie in die Psychologie halte ich prinzipiell für eine gute Idee. Aber Ciompis Umsetzung hat wieder Mängel. Er vermischt Synergetik und Chaostheorie, 2 voneinander unabhängig entstandene Theorien, und deren Fachbegriffe: Attraktoren versklaven Systeme, usw. . Mehr Beweise für die chaotische Struktur des Gehirns halte ich für angebracht, sowie fundiertere Erklärungen, und nicht soviele, zwar einleuchtend klingende, aber letzten Endes fragwürdige Analogien.

Im Zusammenhang des Seminars klingen einige seiner Thesen vernünftig, so die von der Affektlogik, auch wenn sie formale Mängel hat. Gerhard Roth würde sich angesichts dieser Thesen vielleicht fragen, wo denn die neurologischen Grundlagen und die Versuche dazu sind. Nach der Lektüre von Damasios Buch finde ich die Hypothese der somatischen Marker plausibler und auch formal besser fundiert, wenn auch nicht so plakativ dargestellt wie Ciompis Thesen. Außerdem frage ich mich, wo denn der Körper und dessen Repräsentation bei Ciompis Thesen bleibt. Wenn, wie bei Damasio, der Körper unzertrennlich mit dem Gehirn und unseren Gedanken und Gefühlen verbunden ist, dann kann man ihn nur unzulänglich simulieren, und dann stellt sich auch die Frage, ob die Chaostheorie überhaupt ausreicht, um das Gehirn zu verstehen. Auch das Verstehen des Wetters als komplexes System hat sie nicht unmittelbar erleichtert, und so stellt sich die Frage, ob sie beim Verstehen des Gehirns, ja unseres eigenen Verstehens helfen kann, oder ob es nicht doch (noch) zu komplex ist, zu viele Unbekannte beinhaltet oder uns (noch) die Theorien fehlen, um es zu erklären.


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Britta Koch