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Fraktale Affektlogik

Nach einer kurzen Einführung in die Chaostheorie, in der Ciompi die Selbstähnlichkeit anspricht und auf Attraktoren und Repulsoren als für die fraktale Affektlogik wichtig eingeht, erläutert er, wo er die Zusammenhänge sieht. Zunächst erwähnt er, daß die Chaostheorie bisher wenig in der Psychologie benutzt wurde. Es gibt aber einige Hinweise darauf, daß dies sich lohnen würde. Die verschiedenen Affektlogiken sieht er als seltsame Attraktoren im Phasenraum des Gehirns, und die einzelnen Affekte als Energieträger, die das System ,,in Schwung`` halten. Unlustvermeidung betrachtet er als Selbstorganisation des Gehirns. Aufgrund dieser Thesen konnte man mit einer auf chaostheoretischen Überlegungen basierenden Computersimulation das Verhalten Schizophrener nachbilden. Auch plötzliche ,,Phasensprünge`` zweier streitender Menschen vom friedlichen ins gewalttätige Verhalten sieht er als Hinweis dafür, daß es chaostheoretisch erklärt werden kann.

Ciompi erkennt aber auch einige Probleme in dieser Analogie. Zunächst erwähnt er die Frage, was denn die physische Energie sei, und gibt als eine Möglichkeit Interesse an, welches aber nur subjektiv erfahrbar, also nicht meßbar ist. Hierbei hofft er auf zukünftige Forschung, um Energiepotentiale im Gehirn genauer messen zu können. Er erwähnt auch wieder die Affekte als Energieträger. Dann stellt sich die Frage nach den Variablen, die den Zustandsraum aufspannen. Ciompis Lösung ist, sich die für eine Untersuchung interessanten Variablen herauszusuchen und diese zu verwenden. Das Verhältnis von Alltagslogik zu den anderen Affektlogiken erklärt er so, daß Alltagslogik in einer Potentiallandschaft mit Attraktoren und Repulsoren quasi Schienen darstellen könnte, denen der Systemzustand einfacherweise folgt. Trajektorien, also Bahnen, die der Systemzustand einschlägt, sind meist Lustwege, weil sie dem Weg des geringsten Widerstands folgen. Auch das Problem des Unbewußten greift Ciompi noch einmal auf: das Unbewußte ist ein sekundärer Attraktor, der manchmal den Systemzustand drastisch verändern kann.

Schließlich geht Ciompi auf die Selbstähnlichkeit psychischer Prozesse ein. Zunächst verweist er darauf, daß jeder Mensch einen eigenen ,,Persönlichkeitsstil`` hat, so daß man seine Handlungen vorhersagen und beeinflussen kann. Auch will er die psychischen Vorgänge einzelner Personen auf größere Gruppen übertragen, wie z. B. beim Volkszorn. Laut Ciompi gibt es auch bei Gruppen von Personen attraktorähnlich wirkende Affektlogiken. Ein weiterer Beleg ist für ihn die Iteration kognitiver Prozesse: die Stimmung beeinflußt das Handeln, was wiederum die Stimmung beeinflusst, etc. In seiner Zusammenfassung betont er, daß es sich nur um eine Hypothese handelt, die noch nicht vollkommen verifiziert ist. Ciompi erwähnt die Unmengen an Wissen und Forschung nicht nur in diesem Bereich, weist aber auch darauf hin, daß die Chaostheorie wertvolle Impulse für die Psychologie gibt und daß sie viel mehr Einfluß haben sollte.


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Britta Koch