Ciompi ist der Meinung, daß Affekte, die er als einen Oberbegriff für Gefühle, Emotionen usw. definiert, ähnlich wie Operatoren in der Mathematik, die Variablen beeinflussen, funktionieren. Er meint, daß Affekte in der Forschung oft vernachlässigt würden und will mit seiner Affektlogik diesen Mißstand beheben. Affekte wirken als Motivatoren, sie bestimmen den Fokus der Aufmerksamkeit, sie öffnen ,,Schleusen [...] zu unterschiedlichen Gedächtnisspeichern``1, schaffen Kontinuität, ,,bestimmen die Hierarchie unserer Denkinhalte``2 und reduzieren Komplexität. Als Grundaffekte definiert Ciompi Interesse, Angst, Wut und Aggressivität, Trauer und Freude.
Kognition und Affekte beeinflussen sich andauernd gegenseitig; Ciompi meint, daß dieser Beeinflussung eine Logik wie die mathematische (obwohl im mathematischen Sinne vielleicht Sprache angebrachter wäre; die mathematische Logik ist nur eine (formale) Sprache mit einem Alphabet, Axiomen und darauf definierten Operationen) zugrunde liegt, und differenziert diese Affektlogik in Interessen-, Angst-, Wut-, Trauer, Freude- und Alltagslogik. Jede dieser Logiken beeinflußt die Kognition und sogar die Art des Denkens anders: in bestimmten Stimmungen sind einige kognitive Prozesse und deren Inhalte verschieden von denen in anderen Stimmungen. Weil laut Ciompi in jeder Logik andere Axiome gelten, können auch die Schlüsse verschieden sein. Die einzelnen Logiken sind trotzdem in sich widerspruchsfrei, was das grundverschiedene Verhalten eines Menschen in verschiedenen Stimmungen erklären kann. Als sehr wichtig sieht der Autor die durch Affekte erzeugte Komplexitätsreduktion an: in jeder der Logiken werden andere Dinge als wichtig erkannt und der Rest ignoriert, z. B. fallen Menschen, die traurig sind, auch eher traurige Dinge auf. Dabei gibt es genauso feine Abstufungen, wie es sie zwischen den einzelnen Unteraffekten gibt. Die Alltagslogik ist von den anderen Affekten verschieden, weil sie zum einen keine besonders hervorstechenden Merkmale hat, sie ist sozusagen Routine, und zum anderen, weil sie stark kulturell beeinflußt ist.
Später behauptet Ciompi, daß ,,aus der Sicht der Affektlogik [...] die wissenschaftliche Logik [...] nichts als eine spezielle Form des affektgeleiteten Denkens``3 darstellt. Er meint, daß solch logisches Denken vor allem in ,,einer lustvollen Spannungslösung nach unlustvollen Spannungen``4 vorkommt, und erläutert weiter, daß ,,stimmige Denkwege [...] lustvoll`` 5 sind, und deshalb den Weg zu weiteren Denkwegen erleichtern. Sobald aber ein Fehler im Gedankengang auftaucht, kann die ,,Lustlogik`` in ,,Unlustlogik`` umschlagen, und die Möglichkeit einer Lösung verhindern. Wenn man sich aber an einen Lösungsweg ,,gewöhnt`` hat, ihn also mit Alltagslogik behandelt, ist er immer noch zugänglich, quasi ,,abgespeichert``. Zum Beleg dieser These bringt er Kuhns Theorie vom Paradigmenwechsel ein. Außerdem meint Ciompi, daß wir Menschen oft nach spannungslösenden Erlebnissen, wie Abenteuern oder kurzfristigem Verzicht zugunsten des späteren größeren Genusses suchen, und sie z. B. mit der Unterhaltungsindustrie und Kultur auch bekommen. Allerdings sollte die Spannung nicht unter ein bestimmtes Maß sinken. Auch der Einwand, daß, wenn mathematische Logik lustvoll ist, Computer diese nicht verspüren können, erwähnt Ciompi. Aber da Computer von Menschen gebaut und programmiert wurden, die Unlust vermeiden wollen, ist die Logik schon eingebaut. Und auch die Verwendung von Computern geschieht ja aus Unlustvermeidung.
Später sagt der Autor noch, daß man, um Erkenntnis zu erlangen, auch erst Leiden bzw. einen Konflikt durchgehen muß. Manchmal kann dies aus Langeweile nach einer langen Phase der Harmonie passiert. Auch geht er auf Abstraktionen ein, die er ebenfalls als lustvoll bezeichnet, und die genau wie die Affekte Komplexität reduzieren. Dies nennt er ,,Affektivität der Logik``6. Schließlich faßt der Autor nochmal seine Theorie zusammen: es gibt ein ,,Grundgesetz``7, daß nämlich die Affekte ständig komplementär mit der Kognition zusammenwirken; die fünf Grundgefühle Interesse, Angst, Wut, Trauer und Freude; und ,,unendlich viele kognitive Modulationen``8 als Kombinationen dieser Affekte und ihrer Unteraffekte mit kognitiven Strukturen. Trotzdem ähnelt sich das Verhalten eines einzelnen bzw. von Menschen untereinander, weil Erfahrungen beim Denken und Handeln auch eine Rolle spielen. Dann geht er auf die Frage ein, welche Rolle das Unbewußte in diesem Zusammenhang spielt. Da viele Affektwirkungen außerhalb des Bewußtseins, also unbewußt, stattfinden, wird des Bewußtsein nur in bestimmten Situationen gebraucht: z. B. beim Lernen oder in gefährlichen Lagen. Ciompi bezeichnet es deshalb als ,,hochenergetischen Luxus``9. Schließlich formuliert er eine letzte These zur Affektlogik: daß Affekte einen ,,Inprint``10 hinterlassen, der später die gleichen Strukturen aktiviren kann, die er vorher schon aktiviert hat. So können kognitive Assoziationen affektiv geprägt sein.