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Überblick über die Synergetik

Der Begriff ,,Synergetik`` wurde 1969 von Hermann Haken im Rahmen der Laserforschung geprägt. Die Synergetiktheorie soll eine interdisziplinäre Theorie zur Erklärung von Vorgängen in bestimmten Systemen sein. Diese Systeme sollten 1. offen sein, also (Energie-)Austausch mit der Umwelt haben, 2. fern vom (thermischen) Gleichgewicht sein, also freie Energien enthalten, und 3. autokatalytische Prozesse beinhalten, die also sich selbst oder andere auf gegenseitiger Basis verstärken. Solche Systeme sind längere Zeit auf einer Organisationebene stabil, durch gewisse Einwirkungen können aber Fluktuationen auftreten. Nach einiger Zeit der Instabilität sind sie dann auf einer anderen Organisationsebene stabil. Die Teile des Systems sollten dabei heterarch sein, d. h. in ihrem Einfluß auf das System gleichberechtigt.

Trotz dieser Gleichberechtigung stellen sich laut Haken Ordnungs- und Kontrollparameter ein. Den Ordnungsparameter kann man mit Gruppenzwang vergleichen: er erzeugt gewissermaßen die Ordnung auf der neuen Organisationsstufe. Das System wird vom Ordnungsparameter gewissermaßen ,,versklavt``, alles muß sich danach richten. Dabei kann bei mehreren Ordnungsparametern Selektion zur Auswahl eines einzelnen führen - die schwächeren werden unterdrückt, da immer nur ein Ordnungsparameter das System beeinflussen kann. Der Kontrollparameter ist zur Beschreibung des Systems wichtig - nur wenn er eine gewisse gleichbleibende Größe hat, kann Ordnung entstehen, wird er aber willkürlich geändert, reagiert das System unvorhersagbar. Meist übernimmt die in das System einfließende Energie die Rolle des Kontrollparameters - ist nicht genug Energie da, kann auch kein Ordnungsparameter entstehen.

Die Synergetik beruht auf einer rein mathematischen Theorie, und ist deshalb laut Haken auf viele Bereiche übertragbar. Wichtige Beispiele für die Theorie sind der Gaslaser, Halbleiter oder Elektromagnetismus. Auch das ,,Umkippen`` eines Gewässers kann man mit dieser Theorie beschreiben. Selbst in den Sozialwissenschaften kann man die Synergetiktheorie als Metapher verwenden: so sieht Haken die ,,vorherrschende öffentliche Meinung`` oder die Mode als Ordnungsparameter in Bereichen unserer Gesellschaft. Die Paradigmentheorie T. Kuhns ist eine andere Anwendungsmöglichkeit, mit den Paradigmen als Ordnungs-, neuen Forschungsergebnissen und Ideen als Kontrollparametern.


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Britta Koch